Sonntag, 27. September 2015

Besuch aus Down Under: Sohn eines Überlebenden besucht das KZ-Außenlager Flößberg

Für diejenigen, denen das Lesen längerer Texte schwerfällt, gibt’s dieses Mal vorab eine Kurzversion:

Gestern Nachmittag, am 26.09.2015, habe ich den australischen Sohn eines heute 92-jährigen Überlebenden mehrerer Konzentrationslager inkl. Todesmarsch von seinem Hotel in Leipzig abgeholt, um ihm die Spuren des KZ-Außenlagers Flößberg zu zeigen. Er wurde auf das Polizeiaufgebot aufmerksam, welches in Leipzig zur Absicherung von Demonstrationen und Gegendemos in Position gebracht wurde, und ich musste ihm sagen, dass wir uns 70 Jahre nach Ende des Krieges noch immer mit Nazis und Rassisten herumschlagen. Sagt mal, wie peinlich seid Ihr eigentlich?!


Und nun ausführlich.

Ich arbeite im Vorstand des Fördervereins Gedenkstätte Flößberg e.V. Mein Verein kümmert sich zusammen mit der Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. um das ehemalige KZ-Außenlager Flößberg. Es gehörte zum Netzwerk des Konzentrationslagers Buchenwald, welches zig Außenlager zwischen Rhein und Elbe betrieben hat. Das Lager in Flößberg bestand nur kurze Zeit, zwischen Dezember 1944 und April 1945. Es hatte den Zweck, für den Leipziger Rüstungsbetrieb HASAG Panzerfäuste zu produzieren. 1.900 Häftlinge durchliefen als Zwangsarbeiter das Lager, die meisten waren Juden aus Polen und Ungarn. 235 Menschen starben vor Ort an Hunger, Kälte und Misshandlung, unzählige weitere wurden in Buchenwald totgespritzt, nachdem ihre Arbeitskraft verbraucht war, bzw. überlebten den Todesmarsch nicht, welcher sich nach der Evakuierung des Lagers zwei Wochen lang hinzog und schließlich im KZ Mauthausen (Österreich) endete. Wer heute den kleinen Flößberger Wald sieht, kann sich diese Dimensionen nicht vorstellen. Deshalb halten unsere Vereine die Erinnerung daran wach.