Donnerstag, 21. November 2013

Fast vergessen: Konzentrationslager vor der Haustür

Auf dem Gebiet meiner Heimatgemeinde gab es ein Außenlager des Konzentrationslagers (KZ) Buchenwald, welches - man kann es nicht anders sagen - beinahe in Vergessenheit geraten wäre: das KZ Flößberg. Buchstäblich in letzter Minute begannen 2005 junge Flößberger ehrenamtlich mit Recherchen, sie riefen eine Bürgerinitiative ins Leben und gründeten schließlich die Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. Es ist ihnen gelungen, die Vergangenheit soweit zu rekonstruieren, dass man eine Vorstellung davon bekommen kann, welcher Irrsinn hier stattgefunden hat.

An dieser Stelle nur so viel: Ende 1944 wurde hier eine Panzerfaust-Fabrik hochgezogen. In den 150 Tagen des Lagerbestehens wurden 1900, vor allem jüdische, Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen zum Arbeiten gezwungen, und es ließen im Zusammenhang mit diesem Lager ca. 1.000 Menschen ihr Leben.

Häftlingsfriedhof im Fürstenholz, November 2013

Als Heranwachsender bin ich (Jahrgang 1975) oft in dem kleinen Wald, der "Großes Fürstenholz" heißt oder als "Flößberger Wald" bezeichnet wird, unterwegs gewesen. Ich habe überwachsene Betonplatten gefunden und auch die Gedenkstätte des VVN, die, wie ich heute weiß, eigentlich ein Friedhof ist. Ich hatte, möglicherweise in der Schule, erfahren, dass es in dem Wald ein KZ gegeben habe. Später stellte ich mir die Frage, wozu ausgerechnet hier dieses betrieben worden sein sollte - hier gab es doch nichts von Interesse. Und mit den Jahren vergaß auch ich das Thema fast ganz.

Durch einen Zufall bin ich 2011 mit der Geschichtswerkstatt in Kontakt gekommen. Mein Interesse galt eigentlich einem Bunker im selben Wald, und durch meine Suche nach Hinweisen wurde ich im Internet auf die Vereinsseite aufmerksam. 2012 bin ich dem frisch gegründeten Förderverein Gedenkstätte Flößberg e.V. beigetreten.

Während die Geschichtswerkstatt vorrangig die Spurensuche betreibt, hat der Förderverein das Ziel, die Flößberger bei der Schaffung würdiger Formen der Erinnerung zu unterstützen. Denn anders, als in manch anderem ehemaligen KZ, sind in Flößberg keine Baulichkeiten erhalten geblieben. Abgesehen von dem Häftlingsfriedhof, ist dem Fürstenholz seine Geschichte nicht anzusehen. Auf dem Wunschzettel der Vereinsmitglieder stehen Landschaftsinstallationen, die Umgestaltung des Häftlingsfriedhofes, Hinweistafeln und ein Geschichtspfad. Vieles davon ist auf gutem Wege, auch wenn der Weg steinig ist.

Was bereits stattfindet, sind Führungen durch das Gelände. Wenn man weiß, wo man hinsehen muss, dann findet man sogar heute, nach 70 Jahren, die Spuren des Lagers. Ich habe mich als "Tour Guide" zur Verfügung gestellt und hatte am Buß- und Bettag, zusammen mit einer Vereinskollegin, meine Premiere. Gemeinsam haben wir eine kleine Gruppe zu den Stationen des Lagers geführt und die Hintergründe erläutert. Besonders beindruckt hat mich, dass die Gruppe den Sinn des Feiertages ernst genommen hat. Die Teilnehmer sind bei strömendem Regen zu Fuß über den alten Bahndamm von Bad Lausick nach Flößberg gekommen und haben auf dem Häftlingsfriedhof Blumen niedergelegt und gebetet.

Für mich war die Vorbereitung des Rundganges über mehrere Tage Anlass, mich mit der Vergangenheit zu befassen. Mit dem Lager Flößberg hatten unsere Großeltern das KZ Buchenwald vor der Haustür.


Die Außenlager des KZ Buchenwald zwischen Elbe und Rhein
(Quelle: Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora)

Ich nutze in diesem Zusammenhang gern das Zitat "Dünn ist die Decke der Zivilisation", um zu begründen, warum wir das nicht vergessen dürfen. Deshalb gebe ich mein Wissen gern weiter.

Wer Interesse an einer Führung durch das ehemalige Lager hat, kann sich jederzeit an die Geschichtswerkstatt wenden, welche die Terminwünsche koordiniert: mail@floessberg-gedenkt.de.

Eine Besuchergruppe mit mir vor dem Lager

Freitag, 2. August 2013

Das Wunder von Elsoff

Elsoff ist ein Dorf im Rothaargebirge. Dieses Jahr haben wir unseren Urlaub hier verbracht. Nach monatelanger Abstinenz hatte ich mir vorgenommen, hier ein paar Läufe zu absolvieren. Zu meiner eigenen Überraschung erlebte ich hier das, oder besser gesagt, mein Wunder von Elsoff.


Blick von meiner Laufstrecke auf das Dorf Elsoff.

In den dreizehn Tagen unseres Aufenthaltes habe ich es tatsächlich zehn mal geschafft, mich in aller Frühe aus dem Bett zu erheben, während unsere Familien noch schliefen. Mein Frühstück bestand stets aus einer Tasse Wasser und einer Banane. So konnte ich in der morgendlichen Kühle starten. Technisch ausgestattet war ich mit einem iPhone und der Runtastic-App (Ich auf Runtastic.com).


Morgennebel über Elsoff.

Am Anreiseabend hatte ich mir einen Wanderparkplatz ca. 110 Meter über dem Dorf ausgesucht. Mein Plan sah vor, eine gemütliche Runde möglichst ohne nennenswerte Höheunterschiede zu finden.

Der erste Lauf diente noch meiner Orientierung im neuen Gelände. Der Weg, so stellte sich beim ersten Lauf heraus, führte wider Erwarten vom Berg hinab in das Dorf und dann wieder hinauf auf den Wanderparkplatz. In aller Gemütlichkeit bin ich die 6,32 km in 42:01 min abgelaufen. Die 140 Höhenmeter zwischen niedrigstem und höchstem Punkt haben mich zwar angestrengt und der Kilometer mit der größten Steigung hat mich satte 7:54 min gekostet. Aber die Strecke war schön, und da sie zurück in das Dorf führte, konnte ich am zweiten Tag auch direkt vom Ferienhaus aus starten.


Strecke (7,40 km) & Höhenprofil (Runtastic).

Ab dem zweiten Tag lief ich neun mal die selbe Strecke von 7,40 Kilometern mit folgenden Zeiten:

  • Tag 2: 00:49:30
  • Tag 3: 00:44:44
  • Tag 4: 00:43:41
  • Tag 5: 00:43:07
  • Tag 6: 00:42:40
  • Tag 7: 00:41:46 (Ghost Run)
  • Tag 8: 00:40:49 (Ghost Run)
  • Tag 9: 00:40:20 (Ghost Run)
  • Tag 10: regenerative Pause ;-)
  • Tag 11: 00:39:31 (Ghost Run)

Innerhalb der neun Trainingseinheiten habe ich meine Zeit um zehn Minuten verbessern können. Von Tag 2 auf Tag 3 gab es einen Sprung von fast fünf Minuten. Dieser Effekt war wirklich motivierend. In der Folge verkürzten sich die Abstände auf Sekunden, die Anstrengungen empfand ich stets so, als wäre am folgenden Tage keine weitere Steigerung möglich.


Geschwindigkeit - Tag 2 (Runtastic)

Es stellten sich einige Erfolge ein, über die ich mich besonders gefreut habe: Streckenabschnitte unter fünf Minuten, die Bergetappe unter sieben Minuten und dergleichen. Als zunehmend belastend empfand ich jedoch meinen Anspruch, meine jeweilige Vortageszeit zu unterbieten - gemütliches Laufen war passé. Ich kam also immer völlig abgehetzt zum Bungalow zurück und vor jedem neuen Lauf stand die Frage, wo ich erneut einige Sekunden herausholen könnte.

Geschwindigkeit - Tag 11 (Runtastic) 

An Tag 7 habe ich begonnen, die Ghost-Run-Funktion der Runtastic-App zu nutzen. Ich bin dabei gegen mich selbst (also gegen meinen Lauf des Vortages) gelaufen. Dadurch, dass man Zwischenmeldungen der App erhält ("Sie sind gleichauf mit Ihrem Gegner." - "Sie haben gerade Ihren Gegner überholt." - "Glückwunsch - Ihr Gegner fällt zurück." - "Sie sind schon 0,1 km vor Ihrem Gegner."), fühlt man sich tatsächlich von einem imaginären Gegner verfolgt.


Runtastic Ghost Run.

Nach dem Lauf von Tag 9 (00:40:20) forderte zudem ein Freund, welcher meine Live-Aktivitäten auf Facebook verfolgte, "Sub40". Ich sollte also auf meiner Strecke unter 40 Minuten bleiben. Nach einem Tag Ruhe habe ich mich dieser Herausforderung gestellt. Ich konnte meinen Geist noch einmal 50 Sekunden hinter mir lassen. Im Ziel wusste ich jedoch sofort, dass dies mein letzter Lauf im Rothaargebirge war. Daheim werde ich wieder nur gelegentlich laufen und versuchen, die Zeit außer acht zu lassen. Auf Wettbewerbe habe ich keine Lust, einzige Ausnahme ist der Adventslauf, welcher jährlich am 2. Advent in Eula (Borna) stattfindet.


Teilerfolg an Tag 9 - Berg-Kilometer 2 deutlich unter 7 min (Runtastic).

Worin besteht nun das Wunder? Für mich darin, dass ich in recht kurzer Zeit meine Leistung für meine Verhältnisse signifikant verbessern konnte. Fraglich ist, ob das Training tatsächlich physische Auswirkungen hatte, oder ob es sich hier um eine reine Kopfsache handelte.

Sonntag, 2. Juni 2013

Katastrophentourismus: Hochwasser in Grimma

Was ich im August 2002 verpasst hatte, habe ich heute, am 02.06.2013, nachgeholt. Mit der Absicht, ein paar Fotos und Videos aufzunehmen, bin ich an die Mulde gefahren - zuerst nach Colditz, dann über Nimbschen nach Grimma.

Dabei regnete es ununterbrochen, wie bereits seit Tagen. Dorfbäche treten über die Ufer, auf den Feldern steht das Wasser. In Colditz konnte ich einen ersten Blick auf die Mulde werfen - ein reißender Strom. Ich erinnere mich an Himmelfahrt 2013, als wir mit einem Schlauchboot die Mulde hinabfuhren. Dabei waren wir häufiger auf dem Grund der Mulde aufgesessen. Heute sieht es hier ganz anders aus.


Die Pöppelmannbrücke. Auf dem dahinter liegenden Parkplatz
hatte ich vor kurzem Flyer für den Autobahnlauf auf der A72
verteilt. Heute steht er unter Wasser.


In Grimma habe ich mich in der Mittagszeit etwas genauer umgesehen. Mein Auto hatte ich am jenseitigen Ufer der Mulde abgestellt, was sich später als keine gute Entscheidung herausstellte. Über die Pöppelmannbrücke ging ich in die Innenstadt. Erste flussnahe Straßen und Plätze waren knöchelhoch überflutet. Die Anwohner haben sich darauf vorbereitet und mit Planen und Sandsäcken Eingänge und Kellerfenster gesichert. Aus einigen Kellern wurde Wasser gepumpt, die Polizei patroullierte. Vor den Häusern standen die Menschen, unterhielten sich und beobachteten den Wasserstand.


Sandsäcke und Planen.


Verglichen mit den übermannshohen Hochwassermarken von 2002 sah es in der Stadt wirklich glimpflich aus. Aus Ostthüringen hört man derzeit weit alarmierendere Nachrichten. Aber das Wasser steigt auch in Grimma weiter an. Als ich den Rückweg antrat, war mir die Zufahrt zur Muldenbrücke bereits versperrt. Erst in der Nähe von Großbothen konnte ich die Mulde überqueren.


Wohnen in bester Lage. Man sieht im Video,
was das heißt.

Den Grimmaern wünsche ich, dass sie von der großen Katastrophe verschont bleiben - ebenso allen anderen vom Hochwasser betroffenen.


Dieser Gullydeckel ist noch sichtbar.


Als Katastrophentourist war ich übrigens nicht allein. Es waren einige mit Kamera bewaffnete Filmer unterwegs. Mein Video möchte ich nicht vorenthalten. Es ist aus iPhone-Aufnahmen entstanden, die ich auf dem iPad (iMovie) geschnitten habe. Die Musik habe ich mit Rockmate auf dem iPad selbst erstellt. Da ich weder Takt noch Begabung besitze, haltet Ihr Euch besser die Ohren zu.



Sonntag, 5. Mai 2013

Kindergeburtstag of Death

Unser Sohn Vincent ist kürzlich sechs Jahre alt geworden und an uns Eltern war es, zum dritten Mal einen Kindergeburtstag auszurichten. Ein solches Ereignis hängt bereits Monate zuvor wie eine dunkle Wolke über mir. Vor dem ersten Mal war es eine Ahnung, danach Erfahrung.

Als Jüngster in seiner Kindergartengruppe war Vincent bereits bei fast jedem anderen Kind Geburtstagsgast gewesen, als sein vierter Geburtstag anstand. Da fanden wir es nur fair, alle Kinder, die er besucht hatte, zum eigenen Geburtstag einzuladen. Ach was, alle Freunde, auf ein paar mehr kam es nun auch nicht an.

Acht Kinder wollten zum 4. Geburtstag bespaßt werden. Die Wetterprognose war günstig, wir konnten im Garten feiern. Keine Kleckerei im Haus – das ist doch schon etwas. Es gab am Nachmittag Kuchen, später ein Abendbrot aus der Konserve und die Zeit dazwischen musste irgendwie überbrückt werden. Die Kinder würden sich schon beschäftigen, hatte ich gedacht. Weit gefehlt, Animateure wurden benötigt. Oma und Opa wurden von ihren Wachposten an den Gartentoren abgezogen, um sich mit den Kleinen zu beschäftigen. Ich selbst musste das wilde Tier auf dem Trampolin spielen. Stundenlang. Die Zeit verging nicht, vielleicht auch deshalb, weil meine Uhr stehen geblieben war. Was für ein Schreck, als nach zwei Stunden Tobens keine halbe Stunde vergangen zu sein schien.

Zum 5. Geburtstag stand für mich fest, dass wir uns eine Menge Stress ersparen konnten, wenn wir das Feiern Profis überließen. Also buchten wir einen Indoorspielplatz („Kuddeldaddeldu“) und mit zwei Autos brachten wir die wiederum acht Kinder dorthin. Um die Verpflegung mussten wir uns keine Gedanken machen, lediglich darauf aufpassen, dass jeder hin und wieder die Toilette aufsuchte. Hilfestellung gab meine Frau. Dennoch hatte ein Kind die Hose voll, aber die Eltern hatten Wechselsachen mitgegeben, weil damit gerechnet worden war. Die verlorenen Socken und ein Brillenglas eines anderen Kindes fanden wir wider Erwarten im Bällebad wieder (der Trick: barfuß in Bahnen durchwaten und mit den Füßen ertasten), so dass wir es vollständig und mit reparierter Brille seinen Eltern zurückgeben konnten.

Auf dem Weg zum Indoor-Spielplatz.

Im Großen und Ganzen war die Spielplatz-Lösung recht entspannt, und wir entschieden uns dieses Jahr erneut dafür. Was sollte passieren? Die Kids sind wieder ein Jahr älter. Sollten in der Lage sein, Gummibärchen aufzuessen, bevor sie in der Hand schmelzen (Irrtum). Und sollten wissen, wann sie die Toilette aufzusuchen haben (Irrtum).

Der Nachmittag begann planmäßig. Die Kinder hatten ihren Spaß, ich hatte meine Ruhe. Lediglich ein umgestoßener Getränkebecher beschäftigte uns eine Weile (man muss hier sehr gründlich aufwischen, weil die Kinder nur in Socken laufen), während den Kindern beim Spielen der Schweiß von den Stirnen lief („Fass mal meine Haare an, wie nass die sind!“ - „Och nö.“).

Ich sah bereits Licht am Ende des Tunnels, als meine Frau es jäh mit einem von der Toilette entsandten Hilferuf löschte. Ein Junge war, sagen wir, auf dem Weg zur Toilette gewissermaßen auf der Zielgeraden gestrauchelt. Es fehlten nur Sekunden. Und nein, er hatte nicht nur Pipi gemacht...

Die Bodenfliesen mussten jedenfalls gereinigt werden, das Kind benötigte eine Unterbodenwäsche und neue Kleidung. Hier zahlte sich aus, dass die Kinder nur Socken an den Füßen trugen, sonst wären auch neue Schuhe fällig geworden. Die einfachen Aufgaben übernahm meine Frau. Die Kleidung habe ich besorgt. So sah man mich durch das Chemnitz-Center joggen, eine H&M-Verkäuferin um Hilfe anflehen („Geben Sie mir die billigsten Socken, Hosen und Schlüpfer in Größe 122. Es eilt.“) und beim DM Waschlappen kaufen („Guten Tag. Wo liegen die Feuchttücher?“ - „Wofür?“ - „Popo.“).

80 Tücher gegen ein Malheur

Nach dem Fest ist vor dem Fest. Die dunkle Wolke schwebt also bereits wieder über mir. Ich denke darüber nach, wie man den Stress weiter reduzieren kann. Für gute Ideen bin ich dankbar. Es bleiben nur noch elfeinhalb Monate...

Samstag, 23. März 2013

Schule 2025: Programmieren statt Hauswirtschaft

Mein Sohn wird dieses Jahr eingeschult. Mental habe ich mich darauf bereits vorbereitet. Das Lehrerhasserbuch steht im Bücherregal und ich habe etwas Geld beiseite gelegt. Wofür? Für ein iPad, auf welches die Schulbücher geladen werden können. Außerdem soll er seine Apps darauf testen, die im Unterricht programmiert werden. Irgendwann muss es ja soweit sein. Ein Blick nach vorn.

Vor Jahren hätte ich einen teuren Schulranzen gekauft, der das Gewicht der Holzfibel und der Hefte ergonomisch auf dem Rücken verteilen musste. Heute ist das dank moderner Technik nicht mehr nötig. Ein gesundes Frühstück, die Sportkleidung und das Tablet fallen kaum in's Gewicht.

Wann immer es Sinn hat, setzt die Klassenlehrerin, eine digital native übrigens, diese Technik ein. Interaktionen und Multimedia reichern den Unterricht an. Sogar die Hausaufgaben machen Spaß. Die preisgekrönte Übungssoftware des Bildungsministeriums stellt sich auf die Schüler ein und erkennt individuelle Stärken und Schwächen. Sie motiviert anstatt zu quälen und erstellt ein Leistungsprofil, welches es gestattet, jeden Schüler persönlich zu fördern. Wer die basic skills erworben hat, übt auf einem höheren Level, als derjenige, der sich noch mit den Grundlagen müht.

Diktate und andere Tests werden weitgehend automatisch bewertet. Der Unterricht wird von einer Bildungsredaktion zentral erstellt, laufend aktualisiert und den Lehrern als Lehrplanmodul elektronisch zur Verfügung gestellt. Veraltete Lehrpläne gibt es nicht. Die Pädagogen haben Zeit für mehr schülerbezogene Förderung, für eigene Weiterbildungen und für fakultative Angebote für ihre Schüler. Nachhilfe-Zirkel gehören mangels Nachfrage der Vergangenheit an.

Da alle Kinder bereits in der Kita Englischstunden genommen haben, wird der Sprachenunterricht in der ersten Klasse konsequent fortgesetzt. Froh bin ich darüber, dass das Erlernen einer zweiten Fremdsprache nicht mehr Voraussetzung für die Abiturzulassung ist. Nur englisch, aber intensiv, lautet die Devise. Welche Zeit habe ich selbst im Russischunterricht vergeudet, meinem Sohn bleibt das erspart.

Nach vier Jahren computergestützten Unterrichts beherrschen die Kinder ihre Geräte perfekt. Keines käme auf die Idee, ein papierenes Hausaufgabenheft zu führen, niemand zersticht noch mit einem Zirkel seine Schreibtischplatte.

Mit der fünften Klasse ist es an der Zeit, aus den kleinen Anwendern Entwickler zu machen. Die erste Programmiersprache wird gelehrt. Einfache Programme entstehen, um interessante Aufgabenstellungen aus den naturwissenschaftlichen Fächern zu lösen. Mit der Zeit entwickeln die Schüler komplexe Projekte, zu denen jeder, seinen Neigungen entsprechend, beiträgt. Kaum zu glauben, dass in der Vergangenheit im Schulfach Hauswirtschaft Kochen, Nähen und Putzen gelehrt wurde.

Den Schülern gibt man Zeit zum Forschen und Ausprobieren. Volle Unterrichtstage gelten einem Projekt, ohne dass der Pausengong im Dreiviertelstundentakt unterbricht. Zusätzliche Zeit wurde dadurch gewonnen, dass man die Schulfächer Geschichte, Musik, Religion und Ethik zu einem Fach zusammengefasst hat, welches jetzt "Kulturgeschichte" heißt.

Wenn die jungen Erwachsenen mit ihrem Realschulabschluss oder dem Abitur die Schule verlassen, stehen ihnen die Türen von Unternehmen und Hochschulen offen. Sie verfügen über Kompetenzen, welche früher nur einem Teil der Absolventen vorbehalten war. Sie haben ein hohes Maß an Selbstbewusstsein, an Selbstorganisation, an Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge und an wissenschaftlich-technischem Wissen. Ihre Wege führen sie in eine technologische Zukunft, viele werden Forscher, Entwickler und Entrepreneure. Ihre Entwicklungen und unternehmerischen Erfolge bringen Deutschland Wohlstand und ihnen selbst.

Dabei war das Land bereits auf dem Weg in die Dienstleistungsgesellschaft.
Die Zukunft roch nach Altenpflege. Selbst Mondlandschaften sollten touristisch erschlossen werden für eine Handvoll schlecht bezahlter Jobs. Und wir glaubten, mit Infrastruktur Wirtschaft anzulocken.

Doch Bildung war der Schlüssel. Die Sachsen waren die ersten, die ihr Bildungssystem radikal nach den Erfordernissen des Marktes ausgerichtet haben. Das war der Aufbruch in die Technologie- und Wissensgesellschaft. Bildung war der Rohstoff, der alles andere nach sich zog.

Daran würde ich mich gern erinnern.

Freitag, 25. Januar 2013

Viele Köche...

Am vergangenen Sonntag, dem 20.01.2013, fand das 1. Bornaer Glück-Auf-Turnier statt. Das Hallenfußballturnier des Bornaer SV 91 war zweifellos eine der schönsten Veranstaltungen, welche die junge Glück-Auf-Sporthalle bislang erlebt hat: ausverkauftes Haus, Fanblöcke in Feierlaune, schnelle Spiele und ein schönes Pausenprogramm.

Das Turnierplakat


Als Gast sieht man nicht hinter die Kulissen, man merkt vom organisatorischen Aufwand nichts. Sicher, die meisten Sachen kann man als Organisator einfach abarbeiten. Für den Verein und seine Ehrenamtlichen ist das reine Fleißarbeit. Es gibt jedoch auch ein paar Hürden, die man nicht allein nimmt. Dann kann man sich glücklich schätzen, wenn man Partner findet, die einem unter die Arme greifen.




Bei besagtem Turnier hatten wir die BSG Chemie Leipzig als Stargäste eingeladen. Die Kalkulation ging auf, denn Chemie trug mit seinem Fanblock entscheidend dazu bei, die Halle zu füllen und für tolle Stimmung zu sorgen. Die 1. Mannschaft spielte auf sehenswert gutem Niveau und wurde schließlich Turniersieger.

Das sahen die Zuschauer.

Hinter den Kulissen lief folgendes ab: Mit der Anmeldung der BSG Chemie Leipzig wurde das Hallenturnier zum Sicherheitsspiel erklärt. Dem Veranstalter werden in diesem Fall Auflagen gemacht, unter denen das Turnier stattfinden kann. Letztlich geht es dabei um die Sicherheit der Gäste und Mannschaften. Und es geht um die Frage, wie viel Verantwortung (persönliche Haftung) man einem Vereinsvorstand aufbürden kann. Das Prozedere kann durchaus geeignet sein, den Veranstalter von seinem Vorhaben abzubringen, also entweder die "heikle" Mannschaft auszuladen, oder das Turnier ganz abzusagen. In Borna ist das glücklicherweise nicht passiert.

Daran haben das Ordnungsamt von Borna und die Polizei einen entscheidenden Anteil. Das Ordnungsamt, weil dessen Mitarbeiterinnen in der Sicherheitskonferenz sachlich und vernünftig alle Beteiligten (inkl. Vereinsvorstand und mich als Vertreter des Sponsors) einbezogen hat, mit dem Vorsatz, Rahmenbedingungen zu schaffen, die für größtmögliche Sicherheit sorgen und für den Organisator erfüllbar sind.

Die Polizei, weil auch sie die Anwesenden ausdrücklich ermutigte, das Turnier durchzuführen und Vereinsvorstand und Ordnungsamt kompetent beriet. Beim Verlassen der Konferenz war dem Vereinspräsidenten klar: wir ziehen das durch und wir freuen uns auf Chemie.


Feiernde Chemie-Fans


Auch bei einem anderen Thema waren wir auf Hilfe angewiesen. Damit die Spiele nicht ständig unterbrochen werden würden, sollte mit Vollbande gespielt werden.

Die Zuschauer erlebten schnelle Spiele innerhalb einer Vollbande.

Das Betonwerk Bad Lausick (BBL) besitzt eine solche Bande. Veranschlagte Aufbauzeit: zwei bis drei Stunden mit acht Helfern, Abbauzeit etwas kürzer. Nun hätten wir gern die Elemente der Bande während der regulären Arbeitszeit der BBL-Mitarbeiter liefern und abholen lassen. Wegen eines Volleyballturniers, welches am selben Wochenende, ein Tag vor dem Glück-Auf-Turnier stattfand, war das nicht möglich. Außerdem musste die Halle Montag früh wieder für den Schulsport verfügbar sein. Also lieferte das BBL die Bande am Samstag, 19.00 Uhr, an und holte sie am Sonntagabend wieder ab. Ein vermeintliches Problem löste sich dank der Bereitschaft der BBL-Mitarbeiter in Luft auf. Bei Auf- und Abbau halfen die Spieler des Borner SV 91.


Das Spielfeld wird von einer Vollbande begrenzt - es gibt kein "Aus".

Dies sind nur zwei Beispiele, die deutlich machen, dass man etwas auf die Beine stellen kann, wenn die richtigen Leute mit anpacken. Viele Köche würzen den Brei. Vielen Dank dafür.

Auch bei dem nächsten großen sportlichen Projekt, an dem ich mich beteilige, müssen viele Menschen zusammenwirken, damit es funktioniert: es handelt sich um eine Lauf-Veranstaltung des Landkreises Leipzig auf der Autobahn A72 am 15.06.2013. Vorläufig sind geplant: 10-km-Strecke und Halbmarathon, Start ab Harthsee/Neukirchen. Ich bin bereits selbst mit einem Kollegen 14 km auf dieser, noch nicht für den Verkehr freigegebenen, Strecke gelaufen und würde dieses Erlebnis gern mit anderen Sportlern teilen.